Kniesenach, du edle Saft,
du giwst mi Stärk,
du giwst mi Kraft.
Du stärkst mi de Glieder,
du smitst mi ok nieder
du makst de Wangen rot,
du makst de Lenden blot.
Verfasser unbekannt
aus: Die Heimat, Volksblatte des mecklenburgischen Landesvereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege. Rostock 1907, S. 149f
Der Überlieferung nach wurde das Kniesenack bereits zu wendischen Zeiten (um 1500) in Güstrow gebraut. Das Bier war deutschlandweit berühmt und wurde an Universitäten und Fürstenhöfen getrunken. Es war aufwendig herzustellen und entsprechend teuer. Schon vor dem 30-jährigen Krieg wurde es als „trefflich gutes Bier“ bezeichnet.
Im Jahre 1624 wurde ein Lobspruch auf das "weitberühmten/gesunden/kräfftigen und wohlschmeckenden Gersten-Biers verfasst. Der Verfasser ist unbekannt, doch im Jahre 1706 wurde der Lobspruch in einem kleinem Buch durch den Arzt Georg Detherding neu aufgelegt und mit Anmerkungen versehen, die der „Derbheit“ in Ausdruck und Sprache des Originals entgegenwirkte.
Titelblatt des Buchs
Gleich zu Beginn wird erklärt, woher der Name Kniesenack kommt:
Jeder Freund dieses Biers - Nahmen eben
Kneso eine grosser Herr hat gegeben.
Dessen Krafft du wirst spühren wohl/
Wann man den ganzen trinken soll.
Doch trinck/was vermag deine Natur/
So wirstus loben/versuch es nur.
Vermutlich leitet sich das Kniesenack aus dem Wendischen ab, wo "Knese" für "Fürst" und "nak" für "Bier" steht. Alten Urkunden zufolge sollen „große auch fürstliche Personen Knesen genand worden“ sein. Diese Namensbezeichnung lässt auf ein hohes Alter des Braurezepts schließen. Die älteste Quelle über das Vorhandensein des Kniesenacks stammt aus dem Jahre 1590, doch ist es mit großer Wahrscheinlichkeit schon vorher gebraut worden.
Im 17. Jahrhundert war Bier ein Getränk für jedermann und jederfrau. Doch zunehmend wurde es vom Rebensaft abgelöst, der immer mehr an Beliebtheit gewann. Dennoch verschwand das Kniesenack nicht von der Bildfläche, auch den Herstellung zum Beginn des 19. Jahrhunderts eingestellt wurde wie Aufzeichnung von Carl Sibeth bezeugen.
1836 legte die Victualiien-Tax-Commission die Bierpreise für Güstrow fest: Der Preis des starken Biers, „welches 9 Grad halten muss“, bei einer Tonne (64 Kannen bzw. 128 Pott) liegt bei 2 Reichsthaler, 16 Schilling, 9 Pfennig. Das heißt, dass eine Kanne 1 Schilling und 9 Pfennig und ein Pott 10 ½ Pfennig kostete. Je weniger stark das Bier war, umso günstiger wurde dann auch die Zeche.
Um 1850-1860 wurde es auf Anregung des Schuldirektors Rase in der Feltenschen Brauerei in der Mühlenstraße 84 wieder gebraut. Dann erfolgte erneut eine Pause. 1870 gab es von den vielen Brauereien nur noch vier: eine kleine Am Berge, in der das Kniesenackbier ursprünglich gebraut wurde, die Brauerei von Fritz Schimpeke in der Großen Schlossstraße, die Brauerei „Hansen“ (Derzsches Haus) und Brauerei von Max Lambert, die sich in der Mühlenstraße und im Tiefetal befand. 1884 wird es dann durch den Brauereibesitzer Carl Müller, wohnhaft Am Berge wieder gebraut und ein Jahr später nach einer gewissen Lagerungszeit auch wieder getrunken.
Eingang zur Kniesenackbrauerei
entnommen von Güstrowhistory
Von 1884 bis 1902 war sie dort im Besitz von Carl Müller und von 1902 bis 1904 im Besitz von Carl Müller junior. Es wird berichtet, dass der Weg zur "Altdeutschen Bierstube" nicht einladend wirkte, da man zunächst durch einen langen Flur gehen musste. Doch es ist anzunehmen, dass damit auch die Freude auf ein wohlschmeckendes Bier nur gesteigert wurde.
Schankstube innen
entnommen von Güstrowhistory
1904 verkauften sie die Brauerei an Gerhard Sagemüller, die dieser bis zur endgültigen Enteignung im Jahre 1951 weiterführte.
Flaschenetikett G. Sagemüller
Ab 1945 war die Brauerei ein Volkseigener Betrieb. Ab 1969 zum VEB Getränkekombinat Schwerin. 1978 wurde der Braubetrieb eingestellt.
Briefkopf Güstrower Brauerei 1952